Du gehörst auch zu jenen,
Die zum Zeitvertreibe sich totkrank wähnen.
Auf dein Geehrtes vom letzten dieses
Schick’ ich dir folgendes. Nimm’s und lies es!
Die Wissenschaft, der Ärzte Kunst
War alles, wie du schreibst, umsunst —
Doch fasse Mut, Freund! Sei kein Thor!
Als Rettung nimm die Kneippkur vor!
Zwar keine Kur der Schwelger und Prasser —
Ich mein’ eine Kur mit lauterem Wasser!
Ist’s schon so weit mit dir gekommen,
Daß du vom Pfarrer Kneipp nichts vernommen?
Als Jüngling an des Grabes Rand,
Hat seine Kur er angewandt.
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Und wahrlich — sie half wunderbar!
Er zählt nun an die 70 Jahr.
Die Kur, die ihn vermocht zu heilen,
Sucht er begeistert mitzuteilen.
O hättest du sein Büchlein nur,
Betitelt: »Meine Wasserkur!«
Es wird dir helfen, wird dir raten,
Es wird dich lehren, kalt zu baden.
Wer selbst in Not und Elend saß,
Dem macht’s beim Nächsten keinen Spaß.
Doch da es auch den Dichtern eigen,
Der Menschheit neue Ziele zu zeigen,
So fühlt’ ich die Begeisterung glimmen,
Mein Saitenspiel für Kneipp zu stimmen.
Mit Zuversicht und Hochgenuß
Setzt’ ich mich auf den Pegasus,
Und fädelte Thesen der Wasserkur
Zu einer poetischen Perlenschnur.
Befolg’ drum dieses Lehrgedicht,
Dann wirst du wieder ganz hergericht’t!
Ich selbst erwarte keinen Lohn:
Den trägt man in sich selber schon.
Vielleicht erwähnt mich mit meinem Gedichte
Dereinst noch die Literaturgeschichte
Als den einzigen Dichter, der offen gesteht,
Daß er ein ehrlicher Wasserpoet.
Besing’ ich ja doch in gereimter Dichtung
Das Wasser und seine Heilverrichtung!
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Und sollen denn die blos Dichter heißen,
Die beim Wasserglase den Rebensaft preisen?
Besang nicht schon Pindar, der Vielbewunderte,
Vor Christus das Wasser im fünften Jahrhunderte?
Bewundert man ihn — warum nicht minder
Auch deinen emsigen